
Bildung
"Weil sich die Gehirne der Menschen im Einklang mit ihrer einzigartigen Biographie entwickeln, entsteht durch Lernen zunehmend Individualität" – Willi Stadelmann
Angebote siehe unter www.itz-institut.ch
Gedanken zum Lehren und Lernen
"Lehren bedeutet, ein Leben für immer zu berühren" - dies der Text auf einem schon fast kitschigen Magnetbild, welchem ich vor vielen Jahren an einem Kiosk meine Aufmerksamkeit schenkte. Ich meine mich zu erinnern, dass es der Ausdruck "ein Leben zu berühren" war, der mich dazu bewog, diesen Gegenstand zu kaufen. Schon bald darauf begann mich das "für immer" zu beschäftigen. Ich entdeckte eine mich störende Grandiosität darin und gleichzeitig einen Aufruf, welcher mich an die grosse Verantwortung erinnerte, die ich durch meine Tätigkeiten inne habe.
Durch meine langjährige Weiterbildung zur Transaktionsanalytikerin TSTA-C begab ich mich wissbegierig und entwicklungsfreudig in einen Prozess, der den kontinuierlichen Wechsel von Lehrender zur Lernenden mit sich brachte.
Eine Frage begleitete mich stets in meinem Tun. Wo bin ich Lernende, wo Lehrende? Was brauche ich als Lernende um mich berühren zu lassen? Kann ich lehren, ohne auch Lernende zu sein? Wo lässt sich jemand durch das gemeinsame Tun berühren und wo lasse ich mich in der Rolle als Lehrende berühren? Heute lautet der eingangs zitierte Satz für mich: "Lehren bedeutet, ein Leben zu berühren und mich selber berühren zu lassen."
Die neuropsychologische Forschung hat nachgewiesen, dass von Stimulation, Anregung und Förderung geprägte Lernprozesse zu einer lebenslangen Hirnentwicklung führen. Bei der Verarbeitung von Erfahrungen und Inhalten sind kognitive und emotionale Prozesse des Lernenden prägend. Auf Grund der Erinnerungen an vorangegangene Lernerfahrungen, auf Grund seiner persönlichen Betroffenheit (der Art und Weise, wie er sich berühren lässt) und auf Grund des Sinnes, welchen er den Inhalten gibt, konstruiert sich der lernende Mensch seine Lernschritte selbst.
Diese Erkenntnisse unterstreichen die grosse Verantwortung für die Weise, wie ich in meinen professionellen Aufgaben als Lehrende und als Beraterin mit Bewusstheit und Achtung Lern- und Veränderungsprozesse begleite. Dabei bin ich von der Transaktionsanalyse dahingehend überzeugt, als dass sie durch das ihr zu Grunde liegende Menschenbild und durch ihre ethischen Werte ein stabiles Fundament und durch ihre wirkungsstarken Instrumente eine solide Konstruktion für die Brücke zwischen dem Ich und dem Du herzustellen vermag, auf welcher Lernen und Entwicklung gelingen kann.